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7-Tage Liparische Inseln #Törn14

Stromboli voraus
Stromboli voraus

Schon oft hatten mir andere Segler von den Liparischen Inseln vorgeschwärmt. Endlich war es so weit: Wir hatten eine Yacht gechartert, um 7-Tage auf dem Tyrrhenischen Meer zu segeln.

08.10.2022 – Anreise und Übernahme der Yacht

Für diesen Törn charterten wir eine Dufour 460 Baujahr 2020. Start- und Zielhafen war Portorosa an der Nordküste Siziliens. Um vom Flughafen Catania nach Portorosa zu kommen, hatten wir ein Großraumtaxi gebucht. Das ist die schnellste und einfachste Art, an die Nordküste zu kommen.

Die Yacht selbst ist sehr schön und geräumig, allerdings wirkt die Inneneinrichtung teilweise sehr billig, kein Vergleich zur Hallberg Rassy vom Sommer. Dafür gab es viel technischen Schnickschnack, z. B. ein „Instrumentenpanel“ mit Knöpfen und Touchscreen, sehr schön anzusehen, aber auf Langfahrt würde ich ein einfaches Panel mit normalen Schaltern, die man auch austauschen kann, vorziehen.

Offensichtlich gibt es einen Markt, der das Aussehen und die Anmutung von Hightech der reinen Funktionalität vorzieht. Warum soll ich mich mit schicken Knöpfen durch die verschiedenen Modi der Lichterführung klicken, wenn ich das auch mit zwei oder drei Kippschaltern tun kann?
Ja, es ist schick, auf dem stilisierten Bild mithilfe von Leuchtdioden zu sehen, welche Lichter gerade an sind. Aber man braucht es eigentlich nicht, und wenn etwas kaputtgeht, sieht man ziemlich alt aus.

Aber als Charteryacht für eine Woche ist sie sehr komfortabel. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so großen Salon gesehen zu haben, und auch die Kabinen sind sehr geräumig.

09.10.2022 – 10.10.2022 Auf nach Lipari

Der erste Schlag führte uns nach Lipari, ein sehr schöner und gemütlicher Segeltag.

Da sich das Wetter etwas verschlechterte und immer wieder Schauer über das Mittelmeer zogen, blieben wir auch am nächsten Tag hier, besichtigten die Stadt und genossen das Leben in der Marina. Da außer uns noch viele andere Chartercrews in der Marina lagen, gab es viel Hafenkino, nicht nur bei den Anlegemanövern.

Es hat schon etwas zu beobachten, wenn jemand mit einem großen Hartschalenkoffer über das Deck läuft und versucht, ihn durch eine Luke im Vorschiff zu verstauen. Oder zu beobachten, wie an Bord manchmal erst noch die Rangordnung geklärt werden muss.

Andere Crews hingegen sind offensichtlich schon perfekt eingespielt und wieder anderen sieht man an, wie routiniert und professionell sie an Bord agieren.

Ich frage mich, was die anderen Crews wohl von uns gehalten haben 😉

Und dann waren da noch die Motoryachten mit dem „Personal“, das auf dem unteren Deck lebte. Und unter den wachsamen Augen der Eigner, welche mit einem Drink in der Hand auf dem Oberdeck standen und die Yacht an ihren Liegeplatz bugsierten.

Das Besondere an Lipari ist, dass alles, aber auch wirklich alles per Schiff auf die Insel und von der Insel weg transportiert wird. Wir sahen, wie ein großes Trinkwasserschiff in der Bucht anlegte und die Insel mit Süßwasser versorgte. Als ich den Aufwand gesehen habe, hatte ich gleich ein ganz anderes Verhältnis zum Wasser beim Duschen.

Die Stadt wirkte sehr bodenständig und fast kaum touristisch, ich hatte den Eindruck, dass die Einwohner die Gäste stoisch ertragen, sich von ihnen aber nicht in ihrer gewohnten Lebensweise einschränken lassen.

11.10.2022 – Stromboli

Am Morgen brachen wir in Richtung Stromboli auf. Stromboli ist ein aktiver Vulkan und die Hauptattraktion der Liparischen Inseln. Erst vor zwei Tagen war er wieder ausgebrochen und so sahen wir, wie er immer wieder Rauchwolken in den Himmel blies.

Für Seefahrer war er schon immer ein wichtiger Orientierungspunkt, manche nennen ihn auch Leuchtturmvulkan. Wir passierten die Feuerrutsche und machten an der Ostseite der Insel an einer Boje fest. Das Wasser war noch herrlich warm und lud zum Baden ein.

12.10.2022 – Salina (Santa Marina Salina)

Am Morgen gingen zwei Besatzungsmitglieder auf Erkundungstour. Der Rest von uns machte es sich an Bord gemütlich. Als wieder alle an Bord waren, machten wir uns auf den Weg nach Salina. Wieder passierten wir die Feuerrutsche, nur heute hatte der Wind gedreht und so ließ der Stromboli Asche und kleine Steine auf die Yacht regnen.

In Santa Marina Salina angekommen, spülte ich die Asche und die Steine vom Deck. Als ich damit fertig war, kam ein Crewmitglied vom Duschen und ging vorwärts den Niedergang hinunter. Zumindest hatte er das vor. Er rutschte mit seinen nassen Schuhen auf dem Niedergang aus und fiel die Treppe hinunter. Zum Glück befand sich auf dem Nachbarschiff ein Sanitäter, der durch den Lärm alarmiert wurde und sofort seine Hilfe anbot. Und obwohl der Sturz ziemlich heftig war und der Segler mit 72 Jahren nicht mehr der Jüngste, ist zum Glück nichts Schlimmes passiert. Alle Knochen waren noch ganz und die schmerzhaften Prellungen würden von selbst heilen.

Memo: Immer rückwärts den Niedergang hinuntergehen und sich dabei am Handlauf festhalten. Auch wenn die Stufen sehr groß sind.

13.10.2022 – Donnerstag, der 13 Ziel Vulcano

Bei leichtem Regen brachen wir auf, um Salina zu umrunden und dann bei Vulcano festzumachen. Als wir die Nordspitze von Salina erreichten, sahen wir eine Gewitterzelle und beschlossen, ihr auszuweichen. So nahmen wir Kurs nach Süden, um Vulcano direkt anzulaufen. Bei leichtem Regen fuhren wir die Küste entlang.

Da die Fähren alle mit eingeschalteten Positionslichtern fuhren, schaltete ich auch bei uns vorsichtshalber die Lichter an. Am südlichen Ende von Saline entdeckten wir weit voraus eine weitere Gewitterzelle. Es regnete immer noch leicht und wir saßen gut geschützt unter dem Bimini.

In der Zwischenzeit hatte ich mein Ölzeug angezogen und überlegte, wann ich zusätzlich Gummistiefel und Schwimmweste anziehen sollte. Nur für den Fall, dass wir der Gewitterzelle zu nahe kommen. Außerdem überlegte ich, ob ich meine Mütze befestigen sollte, damit sie nicht vom Wind über Bord geweht wird. Ich beschloss, mich in etwa 15 Minuten wetterfest zu machen.

Das Unwetter kommt

Das war ein großer Fehler. Keine fünf Minuten später traf uns eine Sturmböe von Steuerbord. Und obwohl wir keine Segel gesetzt hatten, krängte die Yacht auf einen Schlag um mindestens 30 Grad. Der Regen peitschte waagerecht über das Deck, der Steuermann, der nur mit einem T-Shirt und einer kurzen Hose bekleidet war, wurde innerhalb von Sekunden bis auf die Knochen durchnässt, hielt aber eisern seinen Posten. Ich sah, wie der Wind das Sitzkissen auf der Backbordseite über Bord wehte. Ab der Reling war nichts mehr zu sehen, alles um uns herum war weiß.

Die restlichen Polster konnte ich unter Deck werfen, während der Wind das Bimini zerriss. Die Crew hatte sich inzwischen in den Salon geflüchtet. Ich ließ mir meine Schwimmweste reichen und löste den völlig durchnässten Steuermann ab. Ich nahm Kurs auf die offene See, um möglichst viel Platz zwischen uns und die Leeküste von Lipari zu bringen. Ach ja, meine Segelkappe war auch über Bord geweht worden.

Memo: Wenn du zum ersten Mal daran denkst, etwas zu tun (Reffen, Schwimmweste anlegen, Ölzeug anziehen, essen oder trinken), dann ist das der richtige Zeitpunkt. Und nicht 15 Minuten später.

Die Planänderung

Das Wetter hatte sich etwas beruhigt. Das zerfetzte Bimini war in der Backskiste verstaut und die Crew trockengelegt. Wir überlegten, ob wir wieder Kurs auf Vulcano nehmen sollten. Von der ursprünglichen Idee, dort die Nacht vor Anker zu verbringen, war niemand mehr überzeugt. Und so wurde beschlossen, die Marina Orlando anzulaufen und dort die Nacht zu verbringen.

14.10.2022 – Zurück nach Portorosa

Obwohl der Wind ganz brauchbar war, hatte nach den gestrigen Ereignissen keiner so richtig Lust zum Segeln und so fuhren wir unter Motor zurück nach Portorosa, um die Yacht dem Vercharterer zurückzugeben. Nachdem wir die Reparatur des Biminis und das verlorene Sitzkissen bezahlt hatten, gönnten wir uns zum Abschied noch eine leckere Pizza.

Fazit

Insgesamt war es ein sehr lehrreicher und schöner Törn. Der Stromboli mit seinem Rauch und Aschewolken war ganz klar das Highlight.

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Lars Matti

Pfälzer (kann man ja eigentlich nur durch Geburt werden) mit Migrationshintergrund aus Anhalt der versucht Ordnung in das Chaos zu bringen.