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Hand gegen Koje von Peniche (Portugal) nach Marina San Miguel (Teneriffa) #Törn11

Blick aus der Marina San Miguel auf Teneriffa
Blick aus der Marina San Miguel auf Teneriffa

Bericht über eine spontane Überführung einer Yacht von Portugal nach Teneriffa, auf Basis von Hand gegen Koje.


Meine Planung war im November 2019 dem trüben Wetter aus Deutschland zu entfliehen und im Warmen etwas zu segeln, vorzugsweise auf den Kanaren. Leider schien sich dieser Wunsch nicht in die Tat umsetzen zu lassen. Anfang November hatte ich mich bereits damit abgefunden dieses Jahr nicht mehr zu Segeln. Trotzdem habe ich mich am 08.11. über die Website vom Skipperteam.de für „Hand gegen Koje“ Törns beworben. Inzwischen hatte ich einen Ausbildungsstand erreicht, der sich positiv auf meine Törn-Kosten auswirken sollte. Davon abgesehen wollte ich intensivere Segeltörns fahren, um mehr zu lernen.
Bereits einen Tag später erhielt ich eine Rückfrage, ob ich denn auch 2019 noch Zeit hätte. Vermutlich ging es dabei aber eher darum die Bewerbung, um Hand gegen Koje Törns zu bestätigen.

Hand gegen Koje

Am 11.11. vormittags bekam ich plötzlich und unerwartet einen Anruf vom Skipperteam, ob ich am Mittwoch nach Lissabon fliegen könne. Dort säße eine Yacht des Skipperteams fest und müsse nach Teneriffa überführt werden. Die Crew hatte dort das Schiff vorzeitig verlassen.
Ich muss sagen, ein sehr verlockendes Angebot, auch wenn ich den Skipper von meinem ersten SSS Törn #Törn7 in weniger guter Erinnerung hatte.

Kurzerhand habe ich Urlaub genommen und dem Skipperteam zugesagt.
Am Abend erhielt ich dann die Tickets für den Flug nach Lissabon und den Link zu den Abfahrtszeiten der Busse nach Peniche. Offensichtlich lag die Yacht nicht wie von mir angenommen in Lissabon, sondern 100 km weiter nördlich.

13.11.2019 – Anreise

Mein Flug würde am 13.11. um 09:45 ab Stuttgart gehen. Um rechtzeitig am Flughafen zu sein, musste ich am Vortag um 23:30 in Neustadt losfahren. Gegen 14:30 des Folgetages traf ich an der Yacht in Peniche ein.
Die Gastfreundschaft der Portugiesen hat mich sehr beeindruckt. Die Ticketverkäuferin am Flughafen war sehr bemüht zu verstehen, wohin ich wollte und dann auch noch so freundlich den Bus aufzuhalten, damit ich ihn noch erreiche. In Deutschland unvorstellbar.

Mein erster Eindruck an Bord der SKIATHOS war sehr ernüchternd, die Yacht war schmutzig und unordentlich. Überall standen Sachen herum und offensichtlich wurde die Yacht nach dem Verlassen der letzten Crew nicht gereinigt. Aber ich wurde vom Skipper sehr freundlich an Bord begrüßt. Nachdem ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen hatte, war mein größter Wunsch auszupacken und erst einmal eine runde zu schlafen.
Nachdem ich etwas Schlaf nachgeholt hatte, besprach der Skipper den Plan für die nächsten Tage mit mir.

14.11.2019 – Törnvorbereitung

Am 14.11. erstellte ich erst einmal eine Liste der an Bord vorhandenen Vorräte und ging auf Erkundung und für erste Einkäufe in den Ort. Am liebsten hätte ich mir noch einen wärmeren Schlafsack gekauft, denn die erste Nacht war sehr kalt und bei meinen Planungen bin ich irrtümlich von kanarischen Temperaturen ausgegangen. Portugal liegt doch deutlich weiter nördlich. Ich war auf kanarische 20 Grad und nicht auf portugiesische 10 Grad eingestellt. Im Laufe des Törns sollte sich herausstellen, dass dies auch anderen Crewmitgliedern so ergangen ist.

Memo: Bei spontanen Törns vorher das Wetter am Start und nicht nur am Ziel checken. Danach den passenden Schlafsack wählen.

Gegen Abend trafen die anderen 3 Crewmitglieder an Bord ein. Der Plan sah vor, am nächsten Tag die Yacht zum Auslaufen vorzubereiten. Also den Proviant zu vervollständigen, Sicherheitseinweisung und sich mit der Yacht vertraut zu machen.
Am 16.11. wollten wir dann nach dem Frühstück in See stechen. Für den 15.11. sagte der Wetterbericht noch viel Seegang und Wind vor der Küste von Portugal voraus.

15.11.2019 – Planänderung?

Nachdem der Skipper am Morgen mit dem Büro in Hamburg telefoniert hatte, verkündete er, dass wir bereits Freitag Abend auslaufen sollen, weil wir ansonsten auf Höhe von Madeira mit Winden aus Süd (also voll auf die Nase) zu rechnen hätten.
Bei der Crew stieß dies auf verhaltenes Unverständnis, mit einer unbekannten Crew auf einer unbekannten Yacht bei schwerem Wetter, achterlicher Wind 6 Bft in Böen 8 Bft und einer achterlichen Welle von 5 bis 6 Meter, in die Nacht hinein zu starten. 12 Stunden früher als geplant unterwegs zu sein, schien uns unter diesen Umständen unvernünftig. Auch der Hafenmeister empfahl uns, nicht auszulaufen und lieber noch eine Nacht zu warten.

Nach einigem hin und her sowie der Sichtung verschiedener Wettermodelle, verwarf der Skipper glücklicherweise diesen Entschluss und setzte Samstag, den 16.11.2019 um 0800 als Termin für die Abfahrt fest.
So blieb noch genug Zeit die SKIATHOS in Ruhe seeklar zu machen. Das Vorsegel musste noch getrocknet und ordentlich verstaut werden. Das Kutterstag war noch zurückzubauen. Die vorhergehende Crew schien die Yacht recht eilig verlassen zu haben.

16.11.2019 – Leinen Los

Pünktlich 0800 verließen wir die Marina. Es wurden zwei Wachen eingeteilt. Tagsüber 6 Stunden und Nachts 4 Stunden, 0800-1400, 1400-2000, 2000-2400,0000-0400 und 0400-0800.
Alle zwei Stunden wurden die Position und die Wetterdaten erfasst.

17.11.2019 – 20.11.2019 – Unterwegs

Unser erstes Etmal betrug 166sm. Der Rhythmus des Wachplans bestimmte von nun an den Bordalltag. Schlafen, Wache gehen, Essen, Schlafen. Am zweiten Tag auf See hatte ich mir den Magen verdorben. Ich überlegte, ob es an dem vegetarischen Essen liegen könnte. Vielleicht bin ich Tofu intolerant. Nach 24 Stunden unfreiwilliger Diät schmeckte das Essen wieder und ich bin um eine Erfahrung reicher.

21.11.2019 – Ankunft auf Teneriffa

0330 haben wir in der Marina San Miguel fest gemacht. Die Marina war proppenvoll. Zu dieser Zeit treffen sich alle Segler hier, die beabsichtigen Weihnachten auf den westindischen Inseln zu verbringen. Nach dem Anlegebier fiel ich glücklich in die Koje.

Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Dusche konnte ich nun an Deck sitzen und den herrlichen Sonnenschein genießen. Selbstverständlich wurde an dem Tag auch noch klar Schiff gemacht.

22.11.2019 – Ausflug nach Santa Cruz

Wir hatten noch einen Tag Zeit um die Insel zu erkunden. Ich machte mich mit dem Bus auf nach Santa Cruz und verbrachte dort den Tag. Gegen Abend bereitete ich mich auf die Abreise vor.

23.11.2019 – Rückreise

Um 0800 verließen wir die Yacht und die Reinigungscrew kam an Bord. Die zahlenden Gäste sollten schließlich eine saubere Yacht vorfinden.

Fazit

Ein anstrengender und ehrfahrungsreicher Törn lag hinter mir. Wir sind stramm Strecke gesegelt und haben den gestellten Auftrag, die SKIATHOS sicher nach Teneriffa zu bringen, erfüllt. Und ich hatte auch noch etwas Zeit Teneriffa zu erkunden.

Da es sich um einen reinen „Hand gegen Koje“ Törn gehandelt hatte, waren meine Kosten für diesen Törn sehr gering. Dafür war er allerdings auch sehr anstrengend. Das Schönste an so einem Streckentörn ist das Bier am Zielort. Ob dies die Strapazen des Törns wert ist weiß ich noch nicht. 😉

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Lars Matti

Pfälzer (kann man ja eigentlich nur durch Geburt werden) mit Migrationshintergrund aus Anhalt der versucht Ordnung in das Chaos zu bringen.