Mit der Segelyacht in einer Woche rund um Mallorca – kein Problem. Hier mein Reisebericht.
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, einmal um Mallorca zu segeln, im Sommer 2023 sollte es endlich so weit sein. Aber der Reihe nach.
Ich habe mich für ein Angebot von Skipperteam entschieden, weil es vom Preis-Leistungs-Verhältnis einfach die besten Törns sind. Und es ist so gut wie unmöglich, jemanden zu finden, der diesen Törn auf Basis Hand gegen Koje anbietet.
Inhaltsverzeichnis
07.07.2023 – Eine Mail verändert alles
Am Freitag, einen Tag vor dem Start, erhalte ich eine Mail vom Skipperteam. Irgendetwas stimmt nicht mit der Yacht, von einer ungerechtfertigten Strafe ist die Rede und von einem Anwalt, der sich am Montag um die Angelegenheit kümmern wird. Deshalb können wir leider nicht vor Montagnachmittag auslaufen, und natürlich gibt es eine Rückerstattung für die verlorenen Tage. Es klang so, als ob die Yacht von den spanischen Behörden an die Kette gelegt worden wäre. Nun, beim Segeln muss man flexibel sein, es kann immer etwas dazwischen kommen und da ich weiß, dass die Durchführung der Törns bei Skipperteam einen hohen Stellenwert genießt, flog ich am nächsten Tag verhalten optimistisch nach Palma de Mallorca.
08.07.2023 – Ankunft auf der Queen F.
Gegen 15:40 Uhr erreichte ich die Queen F. in der Marina von Palma und siehe da, im Cockpit prangte ein großer Aufkleber der Guardia Civil mit der Aussage „Diese Yacht fährt nirgendwohin“. Von Thomas, dem Skipper, erfuhr ich, dass wir wahrscheinlich spätestens am Dienstag auslaufen können. Ich befürchtete, dass wir die Runde nicht schaffen würden, aber er beruhigte mich mit der Aussage, dass das in 4 bis 5 Tagen leicht zu schaffen sei.
Im Laufe des Nachmittags traf auch der Rest der Crew ein. Nachdem die Einkäufe erledigt waren, gingen wir gemeinsam in die Cantina zum Abendessen.
Das Essen war sehr gut und die Crew sehr entspannt, wenn wir die Marina rechtzeitig verlassen können, wird es sicher ein guter Törn.
09.07.2023 – Der erste Tag nicht auf See
Da wir frühestens am nächsten Nachmittag auslaufen würden, hatten wir den Tag zur freien Verfügung. Zwei von uns machten einen Ausflug auf die Insel, der Rest verbrachte den Tag am Pool der Marina. Thomas, der Skipper, kochte den halben Tag und servierte uns am Abend ein sehr reichhaltiges Abendessen. Es gab Tortilla, Babi Pangang, türkische Zucchinipuffer und selbstgemachtes Tsatsiki. Es hat uns allen sehr gut geschmeckt.
10.07.2023 – Tag der Entscheidung
Heute würde sich entscheiden, ob die Queen F auslaufen darf oder nicht. Wir bekamen die obligatorische Sicherheitseinweisung und warteten auf den Aufruf. Die Zeit nutzten wir für Schwimmtraining im Pool und um die Akklimatisierung abzuschließen.
Gegen 13:00 Uhr kam dann der Anruf aus Hamburg, wir dürfen leider nicht auslaufen. Die spanischen Behörden ließen nicht mit sich verhandeln. Hamburg wollte nun versuchen, eine Alternative zu finden.
Um 14:45 wurde uns angeboten, auf eine Charteryacht umzusteigen, die zwar etwas kleiner war, aber immer noch genug Platz für alle bot. Nach kurzer Beratung in der Crew stimmten wir dem Vorschlag zu. Schnell wurden alle Sachen für den Umzug auf die Ersatzyacht gepackt.
Um 19:00 Uhr war der Umzug abgeschlossen, jeder hatte seine Koje bezogen und alles war an Bord verstaut.
Die Ersatzjacht war die Rosa, eine Dufour 460, die schon einige Jahre im Charterbetrieb unterwegs war, dementsprechend war sie in einem recht traurigen Zustand, aber sie würde uns sicher um die Insel bringen und das war schließlich die Hauptsache.
11.07.2023 – Endlich unterwegs
Nach einer sehr heißen und schweißtreibenden Nacht an Bord legten wir um 06:00 Uhr ab. Unser Ziel war die Nordküste. Da der Wind zu schwach war, fuhren wir unter Motor an der Westküste entlang. Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen, ließen wir Port de Sóller an Steuerbord liegen und fuhren direkt nach Punta Ravell, wo wir um 17:00 vor Anker gingen. Kaum war der Anker ausgebracht, tauchte auch schon ein Motorboot neben uns auf, um unsere Ankerposition zu überprüfen. In den Gewässern vor Mallorca gibt es einige Seegraswiesen, die unter Naturschutz stehen. Wer dort ankert, muss mit hohen Strafen rechnen. Unser Skipper kannte die Gewässer Mallorcas jedoch sehr gut, sodass uns hier kein Ärger drohte. Mit Blick auf eine der Sommerresidenzen des spanischen Königs lagen wir geschützt in der Bucht und konnten endlich vom Boot aus schwimmen gehen.
Um der Hitze unter Deck zu entgehen, lege ich mich abends ins Cockpit zum Schlafen.
12.07.2023 – Die unruhige Nacht bei Königs
Um 03:30 Uhr setzten heftige Fallböen ein, Thomas der Skipper ging zur Ankerwache ins Cockpit. Für den Fall, dass der Anker nicht hält und wir den Ankerplatz schnell verlassen müssen, habe ich mich angezogen und in den Salon gelegt.
Gegen 05:00 ließen die Böen nach und ich löste Thomas bei der Ankerwache ab. Ab und zu frischte der Wind noch auf 17 kn auf, aber im Vergleich zur Nacht war das völlig harmlos.
Gegen 07:00 Uhr verließen wir den Ankerplatz in Richtung Portocolom. Nach einiger Zeit schlief der Wind völlig ein und wir mussten wieder auf den Diesel zurückgreifen, um unser Tagesziel zu erreichen.
Ein Teil der Crew verbrachte den ganzen Tag in der Koje, was ich so noch nicht erlebt habe. Gerade von erfahrenen Seglern bin ich ein anderes Verhalten gewohnt.
Abends lege ich mich wieder ins Cockpit zum Schlafen.
13.07.2023 – Endlich richtig segeln
Um 04:00 wird es mir im Cockpit zu kalt und ich ziehe in die Kajüte um.
Nach dem Auffüllen der Biervorräte und einem gemütlichen Frühstück legen wir um 10:30 Uhr ab. Heute ist der erste Tag mit Wind, der Mistral weht über Mallorca. Hier im geschützten Hafen merken wir nichts davon. Da wir nicht genau wissen, was uns nach dem Auslaufen erwartet, hat der Skipper das Tragen von Schwimmwesten angeordnet. Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass er die Seetüchtigkeit der Crew noch nicht einschätzen konnte.
Nachdem wir ca. eine Stunde vor dem Wind in Richtung SW gekreuzt waren und die See nur wenig bewegt war, durften wir die Westen wieder ablegen. Von aufkommender Seekrankheit war bei der Crew nichts zu spüren. Es versprach, ein schöner Segeltag zu werden.
Nach 9 Stunden hatten wir unser Tagesziel erreicht und weitere 50 Seemeilen auf der Uhr. Wir ankerten in der Bucht von Palma mit Blick auf El Arenal. Die Partygeräusche vom Ballermann wehten leise zu uns an Bord. Ein schöner, entspannter Segeltag lag hinter uns, den wir mit einem Bad im Mittelmeer krönten.
14.07.2023 – Der letzte Tag auf See
Es waren nur noch wenige Meilen bis zum Ausgangspunkt. Unser Plan war, ein wenig in der Bucht von Palma zu segeln und dann rechtzeitig vor dem großen Ansturm der anderen Charteryachten in der Marina zu sein. Vorausgesetzt, der übliche Seewind würde sich im Laufe des Tages einstellen.
Nach dem Frühstück und dem Tanken in der Marina El Arenal fuhren wir in einem großen Bogen durch die Bucht von Palma. Leider kam kein Wind auf, sodass wir gegen Mittag wieder in die Marina einliefen und unsere Runde um Mallorca beendeten.
Fazit
Mallorca ist ein schönes Revier, das viel zu bieten hat. In einer Woche kann man die Insel gut umrunden. Und wenn man sich mehr Zeit nimmt, gibt es sicher noch viele schöne Ecken zu entdecken.
Bilder
Siegel der Guardia Civil, mit dem die Yacht an die Kette gelegt wurde. Felsige Nordwestküste von Mallorca Segelyacht vor der Nordwestküste von Mallorca Einfahrt nach Port de Soller Segelyachten vor Anker vor der Punta Ravell Fischerboote im Hafen von Portocolom Lars Matti am Steuer Bucht von Palma de Mallorca Abendstimmung mit Yacht vor Anker