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Sporthochseeschifferschein (SHS)

Sporthochseeschifferschein (SHS)
Sporthochseeschifferschein (SHS)

Bericht über meine autodidaktische Vorbereitung auf die Prüfung zum Sporthochseeschifferschein (SHS) und das Ablegen der Prüfung.


Nach dem #Törn11 hatte ich plötzlich und unerwartet genug Seemeilen zusammen, um den höchsten Deutschen Sportbootschein, den Sporthochseeschifferschein (SHS), angehen zu können. Für den SHS ist keine praktische Prüfung vorgesehen, wenn man von der Prüfung „Handhabung des Sextanten“ im Rahmen der Navigationsprüfung absieht.
Da ich über ausreichend Freizeit verfügte und mich die Herausforderung lockte, beschloss ich im Januar 2020 mich auf die Prüfung zum SHS vorzubereiten.

Prüfungen

Die Prüfung besteht aus 4 Teilprüfungen, welche einzeln abgelegt werden können und innerhalb von 24 Monaten bestanden werden müssen. Ältere Teilprüfungen verfallen und müssen erneut abgelegt werden.

Da dieser Schein für die weltweite Fahrt berechtigt, sind auch die Prüfungsanforderungen entsprechend auf globale Themen erweitert.
Die Prüfung zum SHS geht, wie auch die Prüfung zum SSS, über zwei Tage.
Am ersten Tag werden die Prüfungen geschrieben und am zweiten Tag erfolgen gegebenenfalls die mündlichen Nachprüfungen und die Bekanntgabe der Ergebnisse.

Die Navigationsprüfung dauert 150 Minuten. Dazu kommen dann noch einmal 10 Minuten für die praktische Handhabung des Sextanten. Das Besondere an dieser Prüfung ist, dass ein Standort mithilfe der astronomischen Navigation bestimmt werden muss.

Schifffahrtsrecht

Die Prüfung im Schifffahrtsrecht dauert 45 Minuten. Hierbei spielt das internationale Seerecht eine wichtige Rolle.

Wetterkunde

Die Prüfung der Wetterkunde legt den Schwerpunkt auf globale Wetterentwicklungen, insbesondere Wirbelstürme und Strömungssysteme.

Handhabung von Yachten

Dies ist eine mündliche Prüfung und dauert maximal 15 Minuten. Es geht den Prüfern darum herauszufinden, ob man gewisse Abläufe versteht und daraus die richtigen Schlüsse zieht. Also ob man über ausreichend Wissen verfügt, um eine Yacht selbstständig führen zu können.

Vorbereitung

Das Jahr 2020 wird uns allen wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Im Januar begann ich langsam für den Sporthochseeschifferschein zu lernen. Und dann kam der erste Corona-Lockdown und plötzlich hatte ich viel Zeit zum Lernen. Außerdem war ich dankbar, dass ich dadurch nicht meine Wohnung komplett aufzuräumen brauchte. Eine Tätigkeit, mit der sich die meisten im ersten Lockdown beschäftigten. 😉

Erfreut stellte ich fest, dass das Lehrbuch Sporthochseeschifferschein (das grüne Buch) – verständlicher geschrieben ist als das „gelbe Buch“ zum SSS. Betrachtet man die didaktische Qualität des „gelben Buches“ so ist dies allerdings auch nicht schwer. Der Lehrstoff des SHS baut auf dem Wissen des SSS auf.

Literatur zur Prüfungsvorbereitung

Überhaupt setzte ich diesmal sehr stark auf zusätzliche Literatur. Einige Bücher hatte ich noch von den vorangegangenen Ausbildungen und einige weitere habe ich neu erworben. Siehe Materialliste.
Immer wenn mir im „grünen Buch“ etwas nicht ganz klar wurde, las ich in den anderen Büchern nach bzw. recherchierte im Internet bis alle Unklarheiten beseitigt waren.

Die beste Quelle für Übungsaufgaben und weiterführende Informationen zur SHS (und auch SSS) Prüfung war für mich die Seite von Lutz Böhme.

Neben den Übungsaufgaben von Lutz Böhme möchte ich das Buch „Übungsaufgaben für die schriftliche Prüfung zum Sportsee- und Sporthochseeschifferschein“ vom DSV empfehlen. Dieses habe ich mir zusätzlich angeschafft und festgestellt, dass es mir bereits bei der Prüfung zum SSS sehr gute Dienste geleistet hätte.

Um ein Gefühl für die Prüfungsfragen zu bekommen, habe ich mir das Buch „Fragenkatalog zum Sportseeschifferschein und Sporthochseeschifferschein“ von A. Bahrami gekauft. Dieses habe ich gegen Ende meiner Prüfungsvorbereitung einmal durchgearbeitet. Leider weisen die Antworten einige Fehler auf und ich beschränkte mich darauf diese anzustreichen. Die kritische Überprüfung der Antworten bringt zwar einen gewissen Lernerfolg, aber ansonsten taugt es meiner Meinung nach nicht viel zum Lernen. Allerdings bekommt man ein gutes Gefühl für die Fragestellungen in der Prüfung. Wie diese Sammlung von Fragen und (teilweise falschen) Antworten als „praktisches und informatives Nachschlagewerk und Bordhandbuch“ dienen soll, hat sich mir nicht erschlossen.

Da nutze ich doch lieber „Das Praxiswissen für den Skipper“ von Erwin Angermayr. Mit diesem Buch konnte ich viele Fragen beim Lernen beantworten.

Eine weitere gute Quelle ist die Seite von Joachim Venghaus, welcher sich sehr fundiert mit einigen für Sportschiffer wichtigen Themen beschäftigt.

Vorbereitung Navigation

Das große neue Feld für die Navigation ist die Astronavigation, welche im „grünen Buch“ beschrieben, aber ohne weitere Literatur nur schwer zu verstehen ist. Der Autor versuchte das Thema zu vermitteln, indem er auf die Erstellung eines Basic Programms für die Positionsbestimmung abstellte. Da die Benutzung von programmierten Rechnern nicht mehr zulässig ist, ist diese Herangehensweise leider wenig hilfreich. Auch trägt es nicht unbedingt dazu bei, die Zusammenhänge auf der Himmelskugel zu verstehen. Insbesondere, wenn man sich noch nicht mit Astronomie beschäftigt hat, ist es teilweise nur schwer nachvollziehbar.

Hierfür gibt es zum Glück ein sehr gutes Skript „Astronomische Navigation“ von Lutz Böhme (siehe Materialliste), welches dieses Thema sehr verständlich vermittelt. Mit diesem Skript, dem „grünen Buch“ und den von Lutz Böhme bereitgestellten Übungsaufgaben, konnte ich mich sehr gut auf die Prüfung im Fach Navigation vorbereiten.

Vorbereitung Handhabung Sextant

Ein wichtiger Teil der Navigationsprüfung zum SHS ist die praktische Prüfung zur Handhabung des Sextanten. Da ich über keinen eigenen Sextanten verfüge und mir für die Prüfung auch keinen anschaffen wollte, buchte ich eine Stunde beim Segel-Center Frankfurt. In dieser Stunde lernte ich die Handhabung des Sextanten und auf welche Details die Prüfer ein besonderes Augenmerk legen.

Vorbereitung Wetterkunde

Um mich auf die Prüfung in Wetterkunde vorzubereiten, nutzte ich neben dem „grünen Buch“ das Buch „Wetter auf See“ von Brauner, Herrmann und Nafzger welches mir beim SSS schon gute Dienste geleistet hatte.

Vorbereitung Schifffahrtsrecht

Für die Vorbereitung der Prüfung im Fach Schifffahrtsrecht setzte ich neben dem „grünen Buch“ auf das Skript SSS / SHS von Lutz Böhme (siehe Materialliste).

Plan zum Ablegen der Prüfung

Da es sich um 4 Teilprüfungen handelt, die einzeln abgelegt werden können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Prüfung zum SHS anzugehen.

Methode Elefant

Frage: Wie isst man einen Elefanten?
Antwort: Stück für Stück!

Man bereitet sich auf ein oder zwei Prüfungen vor und tritt beim Prüfungstermin auch nur zu diesen an.

Vorteil: Überschaubarer Aufwand, mehr Zeit zum Lernen und höhere Wahrscheinlichkeit zum Bestehen der Prüfung.

Nachteil: Mehrere Termine mit dem entsprechenden Aufwand für die Anreise. Die Prüfungsgebühren sind mehrfach zu bezahlen.

Methode Optimist

Man bereitet sich auf möglichst viele Teile vor, setzt Schwerpunkte und tritt zu allen Teilprüfungen an. So habe ich es beim ersten Anlauf zum SSS gehandhabt.

Vorteil: Bei den Gebühren spielt es keine Rolle, ob man an einer oder allen Teilprüfungen teilnimmt. Mit etwas Glück besteht man auch Teile, auf die man sich nicht optimal vorbereitet hat. Man bekommt ein Gefühl dafür, was gefragt/geprüft wird.

Nachteil: Nichtbestehen von Prüfungen ist immer mit einer gewissen Enttäuschung (Demotivation) verbunden. Wenn man keine Schwerpunkte setzt, besteht die Gefahr in allen Teilen durchzufallen.

Methode Vier auf einen Streich

Man bereitet sich auf alle Themen intensiv vor, mit dem Ziel alles im ersten Anlauf zu bestehen.

Vorteil: Wenn man besteht, fallen die Gebühren und der Aufwand zur Prüfung zu fahren nur einmal an.

Nachteil: Man braucht mehr Zeit zur Vorbereitung und viel Disziplin, um auf dem Punkt alles verinnerlicht zu haben.

Mein Plan

Ich habe mich wieder für die Methode Optimist entschieden und wollte den ersten Versuch im Frühjahr 2020 starten. Durch den Corona-Lockdown war dies jedoch nicht möglich. Deshalb änderte ich meinen Plan auf „Vier auf einen Streich“ und intensivierte das Lernen.
Ein für den Sommer geplanter Auslandsurlaub mit meiner Freundin musste wegen Corona leider auch ausfallen. Und so hatte ich noch einmal (fast) zwei Wochen Zeit, intensiv zu üben. Man war meine Freundin sauer. 😉

Für Anfang September 2020 meldete ich mich dann zur SHS Prüfung unter Coronabedingungen an.

Prüfung

Die Prüfung fand in Frankfurt statt und war sehr gut organisiert. Für jeden Teilnehmer gab es einen eigenen Tisch. Mein Platz war die Nummer 13. Während der gesamten Prüfung mussten wir eine Mund-Nasenbedeckung tragen. Die Tische standen in einem Abstand von 2 Metern. Die Corona-Schutzmaßnahmen waren also bestmöglich umgesetzt.

Bei der Navigationsprüfung wich ich von der Reihenfolge der Aufgaben ab und begann mit der letzten Aufgabe. Hierbei handelte es sich um theoretische Fragen, welche schnell beantwortet waren und viele Punkte brachten. Anschließend widmete ich mich der Astronavigation. Alleine hierfür veranschlagte ich 60 bis 70 Minuten. Danach dann die normale terrestrische Navigation, wie sie auch beim SSS geprüft wurde. Bei der letzten Aufgabe, der Gezeitenrechnung, fehlte mir leider etwas Zeit, diese Aufgabe abzuschließen.

Im Anschluss folgte die praktische Prüfung Sextant. Hier war der sichere Umgang mit dem Sextanten gefragt. Die möglichen Fehler mussten benannt und die Indexberichtigung ermittelt werden. Abschließend musste ein Vertikalwinkel gemessen werden. Das Bestehen dieses Prüfungsteils ist Voraussetzung, um die Navigationsprüfung insgesamt zu bestehen. Oder anders formuliert, wer hier versagt, besteht die Navigationsprüfung auch nicht.

Schifffahrtsrecht

Wie erwartet lag hier der Schwerpunkt auf dem internationalen Seerecht. Beim Radarplotten musste eine Ausweichentscheidung geplant werden, um einen definierten neuen CPA zu erhalten.

Wetterkunde

Bei dieser Teilprüfung waren wie erwartet Fragen zum globalen Windsystem, insbesondere dem Passat und tropischen Wirbelstürmen, zu beantworten.

Ergebnis

Bei der SSS Prüfung (vor Corona) erschienen wir alle um 0900 und warteten darauf aufgerufen zu werden. Durch die Pandemie war dies diesmal besser organisiert. Jeder von uns hatte eine feste Uhrzeit für die Bekanntgabe der Ergebnisse und eventuellen Nachprüfung.
Und so erschien ich am Sonntag um 1100 erneut am Prüfungsort, um mir mein Ergebnis mitteilen zu lassen.
Ach ja, ich habe alle vier Teilprüfungen bestanden.

Fazit

Durch die Vorbereitung auf die Prüfung zum Hochseeschifferschein habe ich den Stoff des Sportseeschifferscheins wiederholt und vertieft. Die Entscheidung, mehr Zeit auf die Vorbereitung zu verwenden und dann möglichst alle Teile in einem Aufwasch zu bestehen, hat sich für mich als richtig erwiesen. Dadurch empfand ich die Prüfung zum SHS nicht so stressig wie die theoretische Prüfung zum SSS.

Bin ich nun ein besserer Segler?
Ganz klar nein. Ich verfüge zwar über die erforderlichen Kenntnisse für die weltweite Fahrt, aber Erfahrung kommt nach wie vor vom Fahren.

Ist das Ablegen dieser Prüfung dann unnötig?
Selbstverständlich nicht. Ich habe mich mit Themen beschäftigt, die bisher keine Rolle gespielt haben und verfüge damit über eine solide Wissensbasis, um meine Segelkenntnisse weiter auszubauen.

Materialliste

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Lars Matti

Pfälzer (kann man ja eigentlich nur durch Geburt werden) mit Migrationshintergrund aus Anhalt der versucht Ordnung in das Chaos zu bringen.